Berlin-Briefmarken
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Frage:
23.11.2016
Hallo Herr Köpfer, wie schätzen Sie die Bedeutung des Sammelgebiets Berlin nach 1990 ein. Bis Ende 1991 bzw bis zu der Postleitzahlumstellung finden sich einige Eigenheiten. Gruß Christos V.
Antwort:
Die Zeit der Wiedervereinigung war eine tolle Zeit, die die Philateilie komplett veränderte. Was die Post mit Ihrer selbstsüchtig verordneten Ungültigmachung von Postwertzeichen bewirkte, konnte sie sich wahrscheinlich überhaupt nicht vorstellen. Vor allem nicht, daß das eine Segen für uns Sammler würde. Endlich gingen uns die Augen auf.

Gerade hat die Post die Auflagenzahlen für die Jahre 1980 bis 2002 veröffentlicht. Das wird nun lebhaftes Nachdenken auslösen. Spontan taucht da die Frage auf, welche "Restbestände" nach dem Ungültigmachen bzw. -werden vernichtet wurden - keinerlei Info. Was wurde an ungültig werdenden Briefmarken gegen weiterhin gültige umgetauscht - keine Erwähnung. Also haben die nun genannten Auflagezahlen wenig bis garkeine Bedeutung. Wichtig wird sein, inwieweit der Markt Nachfragen bedienen kann - und da sieht es auf einigen Gebieten ziemlich mau aus.

Die Wiedervereinigung hat bei den Sammlern Euphorie, hektische Betriebsamkeit, aber auch Ratlosigkeit ausgelöst. Unzählige Mischfrankaturen von Bund, Berlin und DDR sind hier lebhaftes Beispiel. Auch von Berlin wurden Belege "geschaffen", logisch. Die wurden allerdings durch eine wohl gesteuerte Aktion ausgebremst: Die plötzliche Preisexplosion der postfrischen "Berliner Frauen". Eine wilde Hatz begann - die letztendlich gegen die Wand lief: Frauen, Berlin, postfrisch, sind Massenware - das war halt nun ein Schuß ins Knie. Die Händler, so mein Eindruck deckten sich über die Verandstellen darüber hinaus noch ausgiebig mit gestempelten Berliner Marken ein und generierten so den nächsten Haufen an massengestempeltem Schrott.

Einige, auch professionelle, schufen und verkauften zu teils horrenden Preisen "seltene Bedarfsstücke", die von anderen "Profis" vehement abgelehnt wurden bzw. werden. Der Markt scheint leergefegt und ich frage mich wieder einmal, was dagegen spricht, Dinge, die schon in der Vergangenheit von Sammler geschaffen und heute als Präziosen gehandelt werden, zu sammeln. Auch hier gilt nämlich, daß Massenware nicht zum Begehrenwertesten zählt und der Markt sich dabei selbst reguliert.