Berlin-Briefmarken
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Frage:
25.06.2014
Guten Tag, ich bin durch Ihren Film auf Youtube auf diese Seite aufmerksam geworden, aber bei Statements wie \"Klassik sind die ersten Jahre eines bestehenden oder abgeschlossenen Gebietes\" zieht es einem Klassiksammler die Schuhe aus. Auch wenn es wehtut, die ersten Jahre Berlin (abgeschlossen, oder auch Bund, bestehend) sind keine Klassik. Allgemein und international werden Marken vor 1900 als klassisch bezeichnet. In Deutschland werden die Jahre 1872 bis 1900 zum Teil auch als Semiklassik bezeichnet, wegen Gründung des Deutschen Reiches 1872. Diese Abgrenzung ist aber nicht schlüssig, da zeitlich parallele Ausgaben der Altdeutschen Staaten Bayern oder Württemberg der Klassik zugeordnet werden.

Klassische Ausgaben sind übrigens der beste Weg, werterhaltend zu sammeln, das gilt insbesondere auch für England als das Mutterland der Briefmarken.

Sollten Sie sich mit Klassik beschäftigen, müssten sie aber einiges über Qualität lernen, sonst würden wohl z. B. alle Exemplare der blauen Mauritius vernichtet werden.

Im übrigen: Natürlich kann man werterhaltend sammeln, wenn man es nicht tut, kann man aber trotzdem Spaß an seinem Hobby haben.
Ich beschwer mich bei anderen Hobbies ja auch nicht, dass sie Geld kosten.

Und was soll das ganze E-Bay-Gerede? Es gibt seriösere Plattformen, z. B. philasearch.

Viel Erfolg weiterhin mit Ihrer Seite, aber für mich ist das leider nichts.

Mit freundlichen Grüßen,

Dirk Friemann
Antwort:
Ich gratuliere zu Ihrer Spezialisierung des Sammelns „Deutscher Klassik“, einem wunderbaren Sammelgebiet. Einem, dem sich der Eine oder Andere Sammler, nach Ihrer Lesart, „moderner Sammelgebiete (ab 1872?) im weiteren Verlauf seines immer erfolgreicher werdenden Berufs- und Sammlerlebens auch zuwenden wird. Ich gebe Ihnen auch darin Recht, daß Investitionen in Spitzenqualitäten (auch) dieses Sammelgebiets eine gute und erfolgversprechende Anlage sind. Auch darin, daß die extrem gehandelten Raritäten unsere Hobbys nicht immer den von mir geforderten Qualitäten entsprechen können.
Eindeutig ist jedoch, daß sich die Geschichte weiterentwickelt, Deutschland eine Reihe geschichtlich relevanter Ereignisse zu verkraften hatte, die auch und besonders die Philatelie, überwiegend absolut nicht immer zu ihrem Vorteil, prägten. Die nun in (namensgeschützte?) „Klassik“, begrenzt auf die jeweils ersten 30 oder 20 Jahre eines Landes, einzuteilen und den Rest als quasi nicht beachtenswert, läßt eine gewisse Überheblichkeit als nicht unwahrscheinlich vermuten. Vielleicht denken Sie mal darüber nach, ob es in den letzten 50 Jahren einen einzigen Briefmarkensammler gab / gibt, der sein tolles Hobby mit der sogenannten „Klassik“ begann.
Es ist für mich eindeutig, daß jedes Sammelgebiet, also nicht nur Sammelland, einen Klassikteil aufweisen kann, ob das, auf Deutschland bezogen, Bund, Berlin, DDR oder Saar ist.
Ein Freund sammelte „Klassik“. 50 Jahre lang kaufte er mit enormem finanziellem Aufwand beim Fachhändler und nutzte dessen Angebote. (Informativ: Das ist Normalware zu günstigeren Preisen! – oder hätte der Händler das konkretisieren, der Kunde das nicht so wörtlich nehmen sollen? Stichwort „Tarnen und Täuschen“). Gesundheitsbedingt wollte er seine Sammlung im Alter verkaufen – ohne Erfolg. Der gleiche Händler bezeichnete diese Sammlung als für sich völlig uninteressant. Viel Spaß gehabt!
Und nicht zuletzt: Natürlich gibt es noch mehr gute Plattformen, aber ebay bietet, wenn sie richtig genutzt wird, die besten Möglichkeiten, einen Sammlermarkt zu etablieren, Briefmarken also untereinander zu kaufen / verkaufen / tauschen, zum tatsächlichen und nicht einem jeglichen Erfolg von vornherein ausschließenden Händlerpreis. Ich bin der Meinung, daß man ausschließlich beste Qualität und die zu einem jeweils annähernd wertentsprechenden Preis sammeln sollte. Für nicht sammelwürdigen Schrott (auch und besonders die fehlerhafte „Klassik“) auch nur einen Cent zu zahlen dagegen ist konsequente Kapitalvernichtung.
Eine meiner häufig ausgesprochenen Empfehlungen ist die, die eigene Sammlung mal pro forma zum Verkauf anzubieten, um zu erfahren, wie sie vom Markt gesehen wird. Ernüchternd!
Freundliche Grüße aus Freiburg
Günther Köpfer