Berlin-Briefmarken
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Frage:
27.06.2012
Frage: Hallo Herr Luis, hallo Herr Köpfer,
ich habe mich erst vor einiger Zeit auf die Bogennummern von Berlin konzentriert. Am Anfang lief alles ganz gut, da ich über eBay zwei größere Sammlungen und einige kleinere Posten mit mehreren Marken ersteigern konnte und damit einen Grundstock hatte. Ich bin noch immer dabei, diese zu sichten und einzusortieren, und das wird auch noch ein bisschen dauern. Die Marken ab 1960, die ich dort ersteigert habe, sind, von ein paar Spezialitäten abgesehen, eigentlich ganz gut zu bekommen, allerdings finde ich die Angebote von einzelnen Marken für 1€ nicht interessant. Wenn mir dann irgendwann mal nur noch einer von diesen Werten fehlen sollte, schlage ich aber auch da vielleicht zu. In diesem Bereich ab ca. 1960 wäre für mich das Beste, jemanden in einer ähnliche Situation zu kennen, aber das wird sich dann hoffentlich über die Q1-Seite ergeben. Sowie sich Ihre Kommentare anhören, haben Sie, Herr Luis, in diesem Bereich wahrscheinlich die meisten "Lücken" schon gefüllt.
Bei den Spezialitäten und den Marken vor ca. 1960 wird es dann, wie beim Sammeln der 'normalen' Berlin-Ausgaben, eher teuer, wenn denn überhaupt solche Werte angeboten werden. Das spiegelt ja auch die Liste von Herrn Brunner, die ich alleine wegen der vielen Erläuterungen und der Ausführlichkeit immer gerne zu Rate ziehe, wider. Seine Preise halte ich für angemessen (was immer das auch heißen mag). Über eBay habe ich Kontakt zu einem anderen Händler, der ein entsprechendes Preisniveau und ein paar mehr ältere Werte im Angebot hat. Da muss ich mich schon zurück halten und warte immer noch auf einen Lottogewinn, um mal ungehindert zuschlagen zu können ;-)
Die Preise auf den Seiten von Herrn Straßberger und Baumeister sind für mich viel zu hoch, aber vielleicht trotzdem angemessen. Das wird sich in Zukunft zeigen. Die Beschaffung von diesen seltenen Stücken zu 'vernünftigen' Preisen sehe ich aktuell auch als das größte Problem an. Kennen Sie, Herr Luis/Herr Köpfer denn ältere Sammler mit diesem oder einem ähnlichen Sammelgebiet und wissen vielleicht über deren Erfahrungen zu berichten?
Antwort:
Ingo Luis antwortet:

Ich möchte versuchen, meine Erfahrungen mit dem Sammeln von Berliner Bogenzählern (BZ) zu beschreiben – manches haben Sie wahrscheinlich genauso erfahren, anderes ist Ihnen vielleicht neu und von Interesse für Sie.

(Meine Erfahrungen bei Bogenzählern gelten übrigens prinzipiell auch für Formnummern, Druckerzeichen, HAN und anderen „Randerscheinungen“).

Nach kurzer Zeit hat man ziemlich viele Marken aus Sammlungen oder Posten relativ günstig erstanden, die, wie sich bald herausstellt, häufig angeboten werden, also reichlich verfügbar sind. Es folgen Käufe von einzelnen Marken zu 1,- oder evtl. etwas mehr; dies sind noch keine
Spezialitäten, aber immerhin mittlere Werte, die man schon gezielter suchen muß. Hier stößt man aber auch bald an Grenzen, denn es bleiben Lücken, die man nur recht teuer füllen kann.

Bei Bogenzählern sind dies nach meiner Erfahrung meist (aber nicht nur) die Nachauflagen von Dauerserien, die sich durch das gesamte Sammelgebiet ziehen (und nicht nur auf Marken vor 1960). Briefmarken, und vor allem Dauerserien, werden ja zum postalischen Gebrauch hergestellt. Meist ist die erste Auflage sehr groß. Wenn sich aber irgendwann herausstellte, daß ein bestimmter Wert bald „ausverkauft“ sein würde, mußte nachgedruckt werden; diese Nachauflagen sind aber viel
kleiner und weisen andere BZ auf, z.B. links statt rechts, 5-stellig statt 4-stellig, nach innen oder außen stehend, oder auch andere vorangestellte Buchstaben.

Dies sind dann häufig die gesuchten Marken.

Ein paar Beispiele:
187 Bauten 8Pf orangerot; BZ links 4-stellig wird Ihnen nachgeworfen, 5-stellig ist kaum zu finden.
242 kleine Bauten 10Pf; BZ links ist kein Problem, rechts habe ich noch nie gesehen, dennoch gibt es ihn.
271 große Bauten 8Pf; BZ rechts nach außen gibt es reichlich, nach innen kaum zu finden.
Dazu kommt, daß bei manchen Auflagen der BZ abgeschnitten und nur in Ausnahmefällen durch ungenauen Zuschnitt erhalten geblieben ist (schließlich war der BZ für die Bundesdruckerei nur ein
Druckmengennachweis und postalisch völlig unwichtig)- ebenfalls sehr gesucht!
Ein weites Feld sind die BZ bei I+T: Hier gibt es durch die lange Laufzeit der Serie unendlich viele vorangestellte Buchstaben, 5- bzw. 6-stellige Ziffern und zu alledem auch noch zwei unterschiedliche Papiersorten (Jayme-Bauer und Cartax), die man nur unter der UV-Lampe
unterscheiden kann.

Ich habe nach über 10-jähriger Suche mittlerweile 175 verschiedene BZ dieser Serie, und es fehlen immer noch 25 Stück (lt. Schwarz-Katalog). Und wer sagt denn, daß es nicht noch weitere gibt, die im Schwarz-Katalog gar nicht erfaßt sind?

Während Heinemann, Burgen & Schlösser sowie Sehenswürdigkeiten eher problemlos sind, kommt bei der Frauenserie wieder das große Suchen und ggfls. viel Geld ins Spiel. Hier zeigt sich auch, daß noch lange nicht alle BZ bekannt sind (die Serie lief ja in Berlin nur kurze Zeit und so mancher Bogen schlummert noch mit unbekannten BZ in irgendwelchen Alben). Bei den „Frauen“ mache ich am ehesten schon mal Zugeständnisse und nehme auch 2er-Streifen, wo ich sonst nur 3er akzeptiere.

Es gäbe noch manches mehr von BZ zu erzählen, aber das würde hier den Rahmen sprengen...

Wenn ich einen Rat geben darf – im Sinne von Q1- egal, wie lange eine Lücke in der Sammlung schon besteht oder wie selten ein BZ ist: Niemals würde ich einen unvollständigen BZ kaufen – da ärgert man sich später dann doch!

Mir sind übrigens leider keine Sammler von BZ bekannt, deren Erfahrungen ich nutzen bzw. weitergeben könnte. Überhaupt scheinen BZ im Vergleich zu FN und DZ deutlich weniger beliebt zu sein -warum eigentlich, kann ich mir nicht erklären...

Kommentar Günther Köpfer:
Die Erklärung könnte sein, daß die Bogenzähler in den Katalogen nicht erwähnt werden (der hierfür mögliche Platz wird durch Ramschnennung und - wertung verplempert), die meisten Sammler sind also ohne diesbezügliche Information - und was man nicht kennt, kann man nicht lieben.

Ein tolles Samelgebiet, das ich persönlich nicht spezialisiert betreibe, aber es gehört einfach in jede, also auch in meine Sammlung - und Sie erinnern sich?: unsere Art zu sammeln bedeutet beste Qualität, wobei Komplettheit kein Ziel ist - aber geträumt werden darf.