Berlin-Briefmarken
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Frage:
15.12.2013
Die Fragstellung meines Vorredners zeigt mein besonderes Interesse. Denn auch ich frage mich, wie kann es sein, dass es einen einzigen Prüfer für ein oder mehrere Sammelgebiete gibt. Ich frage mich, wer sind diese Auserwählten, wer hat sie auserwählt, welche Qualifikationen haben sie? Philathelie werden sie sicher nicht studiert haben ;-)
Wenn ich dann lese, dass sie bei den Prüfpreisen sich an wenig realen Katalogpreisen (wer bestimmt diese eigentlich?) orientieren dürfen und lange Wartezeiten auf eine Prüfung die Regel sind, werde auch ich kritisch nachdenklich dieser Personengruppe gegenüber. Wären evtl. Alternativen denkbar? Also meines Erachtens ist hier ein interessanter Diskurs wünschenswert.
Antwort:
Das Studienfach Philatelie gibt es tatsächlich nicht. Gäbe es das, hätten wir schon längst allgemein beachtete Spielregeln und weit weniger Probleme. Unabhängig davon gibt es jedoch nicht wenige Briefmarkensammler, die sich in ihr Sammelgebiet äußerst tief einarbeiten und ganz wenige davon haben irgendwann z.B. die Befähigung als Prüfer zu arbeiten. Da gibt es kein Auswahlverfahren, man ist eher glücklich, wenn es einen gibt, der das dann vielleicht sogar machen möchte. Und wenn man dann einen gefunden hat, ist es logisch, daß auch der nur die auch für uns alle gesundheitlich unbedenkliche Arbeitszeit zur Verfügung hat. Neben der Erfahrung sollte der wissen und dazu Vergleichsmatierial haben, was in der Vergangenheit gelaufen ist, welche Manipulationsvarianten derzeit gebräuchlich sind, welche Stempelfarbe zur fraglichen Zeit üblich war und deren Alterung beurteilen können, welche Stempel irgendwann und irgenwo entwendet wurden, erkennen, welche Stempel komplett als solche gefälscht wurden - und tausend Dinge mehr. Insofern möchte ich diese Gruppe in Schutz nehmen.

Das bedeutet aber bei weitem nicht, daß alles Friede, Freude, Eierkuchen wäre. So finde ich es vom Datenschutz her gesehen bedenklich, aber irgenwo doch nachvollziehbar, daß ein Prüfer zum Auktionator mutiert. Weiter sollten physisch fehlerhafte oder manipulierte Marken prinzipiell und gebührenpflichtig als solche gekennzeichnet werden - nicht nur mit einem höhergesetzten Prüfzeichen. Es kann auch nicht sein, daß eine nachgezähnte Marke ohne Kennzeichnung an den Einreicher zurückgeht und vieles mehr.

Die Berechnungsbasis, diese unsäglich daneben liegenden Katalogbewertungen, kann man den Prüfern, unabhängig davon, daß die diesen Umstand gerne akzeptieren, kaum anlasten. Die sind der moralisch so (vorsichtig formuliert) bedenklichen Briefmarkenlobby zuzuschreiben. Nur wenn es einen Verband gäbe, der das Wohl der Gesamtphilatelie, dazu zählen auch die gemeinen Briefmarkensammler!, und damit deren Zukunft im Auge hätte, könnte eine Änderung erreicht werden. Dem widersetzt man sich jedoch mit einer absolut schweigenden Vehemenz, also so, als würde sich ein Wildschwein an einer deutschen Eiche kratzen. Interessant, daß es auch Trüffelschweine gibt und eine Eiche, die von innen heraus fault, irgenwann auch umstürzen wird. Wenn wir Sammler uns dem Verband, dem uns abzockenden Handel, der (Neuheiten)Post, den nichtssagenden Klein- und Mittelkatalogen, den wertvernichtenden Vordruckalben, den Briefmarken-Zeitschriften und einigen unfähigen Auktionshäusern verschließen, wird die Philatelie wieder Zukunft haben. Die Briefmarkensammler müßten dann allerdings auch kapieren, daß Briefmarkensammeln keine Vermögensaufbau aus dem Papierkorb heraus ist, nicht jedes bunte Papierchen einen Wert hat, daß man, um neben dem Spaß auch Erfolg zu haben, etwas investieren muß - und die allermeisten Propheten einfach nur Pharisäer sind.