Berlin-Briefmarken
Bitte hier klicken, wenn auch Sie eine Frage stellen wollen !
Fragen + Antworten
Fragen + AntwortenFragen Übersicht

Frage:
11.07.2015
Hallo Günther,
ich bin ein Beobacher ihrer Seite und unterstütze auch einen Großteil ihrer Grundsätze. Nur leider ist mir ihre Abgrenzung nicht ganz durchsichtig.

Ein Posthornsatz mit Versandstellenstempel Berlin wird als Q1 akzeptiert und rechtfertigt eienen Preis weit jenseits von 1000€ (zuletzt wure ein solcher kompletter Satz für 5000€ verkauft, was auch Wahnsinn ist).
Bundmarken aus den Anfangszeiten bis in die Anfang-60ern mit ESSt werden als Schrott bezeichnet, obwohl sie seiner Zeit wohl noch keine Mache der von ihnen bezeichneten Briefmarken-Lobby waren. Sonst gäbe es sie nämlich häufig und würden nicht solche Preise erziehlen. Einzelmarken aus dem Block 3 von Bund mit zentrischen ESSt dürften ähnlich selten sein, wie der so hoch gelobte Q1-Posthornsatz, und auch dafür dürfte beim Verkauf wieder ein guter Preis erzielbar sein, was ja auch ihre Devise ist.
Nicht, dass ich so etwas sammeln würde, aber auch hier gilt aus meiner Sicht, dass hier die Briefmarken-Lobby noch nicht ihre Finger im Spiel hatte. Wo ist die Grenze? 1961, 1962, oder später?
ESSt der frühen Jahre Schrott, Versanstellenstempel ok? Auch Versandstellengestempelte Marken sind Mache der Briefmarken-Lobby!

Das alles ist freier Markt, und hier wird Seltenheit bezahlt. Genau diese Seltenheit, ist es worauf sie ihr Gerüst mit Q1 bauen.
Ich sammle Berlin-Briefe, da weis ich wovon ich spreche, wenn ich von Seltenheit rede.
Eine portorichtige, zeitgerechte Ef einer 60-Pf kleine Bauwerke (Mi-Nr. 278) z.B. ist ein Sahnestück erster Klasse. Da brauchts kein Q1!

Nicht alles verteufeln, was ESSt hat, so denke ich, auch wenn ich sowas nicht sammle.

Viele Grüße,
Klemens
Antwort:
Wenn es mir gelänge, jeden Leser meiner Seiten derart zum Mitdenken zu bringen, wäre vieles besser in der Philatelie. Kann aber auch sein, daß viele mitdenken und es dabei belassen, was schade wäre. Andererseits maße ich mir natürlich nicht an, gesetzten, informierten und wissenden Sammlern Ratschlage erteilen zu wollen

Die von Ihnen angesprochene Abgrenzung ist ein äußerst schwieriger Punkt, zumal jeder, na, sagen wir fast jeder, dann, wenn seine Interessen tangiert werden, eine andere Meinung vertritt oder vertreten haben möchte. Hier greift die Freiheit des Einzelnen, das tun und lassen zu können, was er für richtig hält – und zu verantworten.

Was die 50er-Jahre betrifft, so sehe ich einen Wandel zur Manipulation der Sammler generell, also nicht nur bei Bund, DDR und Berlin, etwa ab 1955. Das bis dahin Verausgabte ist, teilweise auch ganz besonders die von Sammlern beeinflußten Objekte, sammelwürdig. Und hier ist natürlich die Seltenheit ein oder das Kriterium. Jeder weiß, daß Berlin-Charlottenburg Vorläufer der Versandstellen war, aber, wie Sie richtig schreiben, sind die Mengen zentrisch gestempelten Quantitäten überschaubar. Ich halte es auch für sehr verständlich, wenn Bundsammler diese Abstempelung suchen – sie ist so selten wie die Berliner Marken mit Stempeln normaler Postämter.

Genauso klar ist auch, daß es in der Folgezeit und bis heute unendlich viel Sammelwürdiges gibt, dessen Wert auch nicht annähernd erkannt ist, zumal nicht vom Briefmarkenhandel und von den Katalogmachern, die alles andere, nur keine Sammlerinteressen vertreten. Und immer wieder frage ich mich, wie man deren falsche, manipulierte oder unterdrückte Informationen aushebeln, den Sammler schützen könnte?

Zu den ESSt muß man den Sammlern eine Deadline „vorschlagen“. Wenn man anfängt, die einzelnen Ausgaben unterschiedlich zu bewerten, dann passiert, was kürzlich bei ebay zu sehen war, daß, völlig hirnrissig, die Europa-Ausgabe MiNr. 383 – 384 mit ESSt für sage und schreibe € 402,-- zugeschlagen wurde.

Solche Auswüchse gab es schon immer und wird es immer geben. Dies jedoch auf eine einigermaßen durch- bzw. überschaubare Ebene zu bringen, wäre erstrebenswert. Dazu müßte die heute übliche Willkür unterbunden, dem einzelnen Objekt eine realistische Bewertung zugeordnet werden.

OK, ich weiß, daß dies irreal ist.