Stempel
Berliner PostämterBerliner StempelStempeldilemmaStempelklassifizierung
Briefmarken mit Vollstempeln zu sammeln ist nicht nur eine Augenweide, es schärft auch den Blick für die Einzelheiten der Abstempelungen. Da werden Details sichtbar, von denen man vorher nichts bemerkte . Und auch hier ist Berlin wieder ganz außergewöhnlich. Neben diversen Werbe- und Sonderstempeln gab es über verschiedene Zeiten parallel jeweils (mindestens) zwei verschiedene Tagesstempel. Die Abbildung verschiedener gleichartiger Stempel ist beabsichtigt, damit man so ein bißchen Gefühl für die Unterschiedlichkeit der in ihrer Qualität zu beurteilenden Stempel bekommt. Ohne jeden Erfolg habe ich versucht, mehr über genaue Verwendungszeiten zu erfahren. Dies scheint auch für die, die in ihrem "Banner" das Wissen hierüber vermuten lassen, uninteressant. Mit einer erstaunlichen Überheblichkeit endet Philatelie im Jahre 1954. Es wäre für mich und wohl auch für alle anderen interessant, darüber näheres zu erfahren. Für entsprechende Mitteilungen wäre ich jedenfalls sehr dankbar. Ab Berlin MiNr. 1 wurde ab 3. September 1948 ein Zweikreis-Stempel benutzt, der auch schon im 3. Reich und nach der Kapitulation abgeschlagen wurde. Charakteristisch für ihn ist die durchgehende Datumbrücke (Abb. 1). Parallel habe ich geprüfte Stücke, abgestempelt ebenfalls 1948, deren Datumbrücke nur den inneren Kreis des Zweikreisstempels beanspruchen (Abb.2). Die letzten Verwendungen des Stempels (Abb.1) habe ich für das Jahr 1961 gefunden, die des Stempels (Abb.2) für das Jahr 1962, wobei es von Letzterem wieder zwei Varianten gab: ohne PLZ und mit PLZ in Klammer vor "Berlin" (Abb. 2a) Ab 1963, mit der Einführung der Postleitzahlen, erfolgte die Umstellung auf einen neuen Zweikreis-Stempel mit der Postleitzahl 1. Die den Stempel abschlagenden Postämter wurden mit 2- und 3-stelligen Nummern bezeichnet. Die Datumbrücke verlief nur im inneren Kreis (Abb.3). Die MiNr. 319 weist im übrigen den typischen Versandstellen-(Massen)stempel auf, der, unten abgeschnitten, die teilweise Stempelung der sich unter ihr befindlichen Marke verhinderte (Abb. 4, halte ich für nicht sammelwürdig). Die Serien "Heuss", "Bedeutende Deutsche" und der Jahrgang 1962 sind demnach mit Stempel 2 und Stempel 3 entwertet worden. Im Jahr 1977 wurde die 4-stellige Postleitzahl eingeführt (Abb.5). Es dauerte bis 1980, also vier Jahre, bis alle Postämter mit den neuen Stempeln ausgerüstet waren. Die Folge war, daß diese vier Jahre mit beiden Stempeln belegbar sind. Nicht als Spätverwendungen, sondern als solche in je beiden Fällen in den Jahren 1977, 1978, 1979 und 1980 verwendeten. Damit aber nicht genug! Mit dem Beitritt der DDR zur BRD konnten (nicht nur, aber hier im Besonderen) Berlinmarken auch in "Ostberlin" verwendet werden. Also haben wir auch hier wieder den gesuchten Berlin-Stempel, nur, daß er hier zusätzlich eines der größten und positivsten Ereignisse der Weltgeschichte dokumentiert . Auch hier also wieder zwei Parallelstempel, nämlich die 4 + 5 (Abb. 6). Es macht gewaltigen Spaß, die jeweiligen Möglichkeiten zu belegen. Manchmal ist es teuer, überwiegend jedoch sehr "preiswert", auf jeden Fall benötigt es mehr Aufwand, teilweise sogar richtiges Durchstehvermögen - aber es kommt wieder dieses Kribbeln, das manch einer noch von früher in Erinnerung hat. Und das ist allemal jeden Einsatz wert.