Berlin-Briefmarken
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Allgemein Die Bogenmarken Rollenmarken
Sammelempfehlung Markenheftchen und Zusammendrucke

Allgemein
Nach den kurzen Episoden der Freimarkenserien Heuss (1959 - 1961) und Berühmte Deutsche (1961 - 1964) wollte die Deutsche Bundespost endlich wieder Ruhe in dieses Segment bringen und entschied sich für eine Freimarkenserie, die Deutsche Bauwerke aus 12 Jahrhunderten zieren sollte.
Mit Spannung erwartet, erschienen zwischen 1964 und 1965 acht Werte, wobei die ersten drei, die 10er, die 15er und die 20er im Buchdruck, die weiteren im an sich schöneren Stichtiefdruck produziert wurden.
Die Enttäuschung war groß. Niemandem wollten diese kleinen Unscheinbarkeiten so recht gefallen. Die Kritik ebbte nicht ab, suchte und fand Gründe, die gegen diese Serie sprachen.
Der kurioseste war wohl der, daß man bei der 50er die, aus welchen Gründen auch immer, dort plazierte Physiognomie Hitlers im Geäst links von der Torbogenspitze erkannt haben wollte. Humorvollere Menschen sahen darin das Gesicht Charly Chaplins.
Die 50er mit dem umstrittenen Abbild.( Eckrand50)
Wie dem auch sei, die Post nahm sich die Aversion ihrer Kunden gegen diese Serie zu Herzen und ersetzte diese Dauerserie schon zwei Jahre danach mit einer modifizierten Neuauflage des gleichen Themas. Gleichzeitig machte man jedoch zusätzlich noch einen größeren "Schnitt" und trennte ab dieser Ausgabe die Bogen- und die Rollenmarken in zwei Serien, damals also in "Bauwerke aus 12 Jahrhunderten" (Bogenmarkenserie) und "Brandenburger-Tor" (Rollenmarkenserie) auf.
Schaut man sich die Auflagen der kleinen Bauwerke an, stellt man fest, daß die im Grunde genommen doch relativ niedrig sind. Beim Versuch einer Beurteilung dieser Auflagen aus Sammlersicht muß man einmal feststellen, daß diese Serie einfach unbeliebt war und im Postgebrauch wenig Beachtung fand.
Die Briefmarkensammler allerdings, die solchen Animositäten wenig Beachtung schenkten, deckten sich, wie üblich, an den jeweiligen Ausgabetagen "ausreichend" mit der postfrischen Version ein. Dabei achtete man aus "be- und verkanntem" Qualitätsdenken darauf, nicht die "mangelhaften" Rollenmarken zu bekommen, sondern die einwandfreien Bogenmarken - und damit war man dann ja komplett.
Zum "Ende" des Briefmarkenausgabelandes Berlin, also zum 31.12.1991, konnte man die dann noch gültigen Berliner Briefmarken gegen über dieses Datum hinaus gültige Bund-Briefmarken umtauschen. Wieviel dann tatsächlich umgetauscht und von der Post vernichtet wurden, läßt sich allerdings nicht feststellen.
Die Bogenmarken
Die postfrischen Bogenmarken (und so manche gestempelten) wurden, weil sie ja nur so ins Vordruckalbum paßten und auch weil sie sich im Steckalbum so besser und imponierender darstellen ließen, in Einzelmarken zertrennt - Massenware.
Zumindest wurden postfrisch, da hatte sich bei den "Bedeutenden Deutschen" etwas getan, eine ganze, vor allem ausreichende Menge Paare und Viererblocks erhalten - jedenfalls so viel, daß eine preislich positive Entwicklung eher ausgeschlossen werden kann.
Gestempelt war damals absolut "out", also sucht man heute, abgesehen von "Berlin-12-gestempelten", fast vergeblich nach dem zentrischen Berliner Vollstempel.
Bis auf die 50er schon ganz schön gestempelt - und trotzdem noch entwicklungsfähig!
(Satzgestempelt)
Man kommt ins Staunen, daß es bei den Bogenmarken von der 40er und der 80er jeweils "nur" 3 Mio. Stück gibt, von der 70er, das war bis zum 1.4.1966 immerhin Einschreibe-Porto, gar nur 1 Mio. Stück. Selbst als Rollenmarke, erreichte die nur eine Auflage von 2 Millionen Stück.
Also greifen, wie zum Trotz, bei allem massenhaft Gesammelten wieder einmal die Grundprinzipien von Angebot und Nachfrage: der Standard ist wertlose Massenware. Ergo: selbst die schon niedrigen Katalogpreise sind immer noch zu hoch.
Wenn wir uns im Katalog weitertasten, stoßen wir natürlich auf die gewohnt unsinnige FDC-Bewertung - zu niedrigsten Preisen sind diese "Machenschaften" bei eBay zu bekommen.
Im Michel-Spezial wird ein FDC der Mi.Nr. 248 (70 Pfennig) mit € 13,00 bewertet, ein echt gelaufener Einschreibebrief im Fernverkehr gerade mal mit € 8,50. Halt, da sehe ich gerade, daß der im Briefe-Katalog mit € 30,00 steht - bitteschön, die freie Auswahl!
Eigenartig.
Bogenmarken, prüfbar oder gar zentrisch und zeitgerecht berlingestempelt mit Rand, in Paaren oder 4er-Blöcken, sind wiederum eine der Besonderheiten dieser Serie. Sofern nicht als Ersttags- oder als Letzttagsstempel (31.12.1991, also nach 26 Jahren!) abgeschlagen, sind hier auch Berlin-12-Stempel sehr sammelnswert.
Dz mal links, mal rechts und, aus dem Markenheftchenbogen (MHB), mal ohne.
(Dz-EckrandMHB)
Die Randzudrucke, also Dz (bei der 10er 6 verschiedene, bei der 15er nur eines und bei der 20er 5 verschiedene), FN (von der 40er bis zur 80er jeweils 1 + 2) und Bogenzähler, sind berlingestempelt äußerst schwer zu finden.
Von einem ideenreichen Sammler geschaffen und so, im Gegensatz zu hunderttausenden ETB, sicher
einmalig: Portogerecht mit Dz, Farbrandstreifen, Formnummer und Ankunftsstempel - einfach super.
(Dz-Karte-1)
All das Positive nun noch auf Brief in der Sammlung, läßt diese unscheinbare Serie förmlich glänzen.
Rollenmarken
Die Überschrift könnte lauten: "von kurzer Dauer" oder "von der Rolle".
Sammler haben die Ausgabeart "Rollenmarken" postfrisch, von wenigen Spezialsammlern abgesehen, kaum häufig gekauft, überwiegend nicht mal eine Unterscheidung getroffen. Außer vielleicht der, daß die Marken aus dem Bogen eine bessere Zähnung aufwiesen. Rollenmarken waren einfach noch nicht "in".
Das bedeutet aber auch, daß diese Rollenmarken überwiegend im ganz normalen Postgebrauch verschwanden.
Bereits nach einem Jahr, die "kleinen Bauwerke" wurden halt wirklich nicht geliebt, von der reinen Rollenmarkenserie "Brandenburger Tor" ersetzt, brachten es "die von der Rolle" überwiegend auf überschaubare Auflagen:
Schön zu erkennen: die 1.000er-Rollen mit 4-stelliger gerader Nummer,
die 15er von der 500er-Rolle mit nur 3-stelliger Nummer.
(Rollenmarken)
Von der 10er gab es 40.000 Rollen, der 15er 8.000 Rollen (á 500 Stück), 11.000 Stück von der 20er und schon nur noch 3.500 von der 40er und 2.000 Stück von der 70er, jeweils, ausgenommen die 15er, in 1.000er Rollen.
Den Rollenzahlen entsprechend sind theoretisch Rollenanfänge und Rollenenden möglich, bei der 40er wären das 3.500, bei der 70er gerade mal 2.000 Stück. Die Rollenenden teilen sich dann nochmals in drei verschiedenen Leerfeldfarben auf.
Markenheftchen und Zusammendrucke
Die meisten Werte dieser Freimarkenserie wurden 1965 verausgabt, darunter der Wert zu 10 Pfennig (Zwinger Dresden), der als einziger für die Herstellung eines Markenheftchens Verwendung fand.
Ein Heftchen, zwei Werbevarianten, fertig: die MH 4 a und MH 4 b, wobei es das MH 4 b in zwei Deckelvarianten gibt. Unter der UV-Lampe einmal nicht leuchtend, einmal leuchtend.
Laut "Michel Handbuch-Katalog Markenheftchen" hatte das MH 4 a eine Auflage von 100.000 Stück, das MH 4 b eine Gesamtauflage von ca. 410.000 Stück.
Gefertigt wurde dieses Heftchen, wie damals üblich, aus einem Markenheftchen-Bogen (hier der MHB 4), der aus vier jeweils gegenläufig zusammengedruckten Einheiten á je 50 Marken, mittig mit einem Zwischensteg, bestand. Wie damals üblich, befand sich unter den beiden 100er-Teilen des Bogens jeweils eine Nummer mit Zusatzbezeichnung 1 und 2, die den jeweiligen Druckauftrag bezeichnete, die Hausauftrags-Nummer (HAN). Die weitere Randbedruckung bestand aus einer Strichelleiste, auf dem Zwischensteg aus 2 Strichelleisten und einer feinen Trennlinie.
Wie immer bei den früheren MHB, ergeben sich durch sehr variable bzw. unterscheidbare Randzudrucke sehr viele Randleisten-Varianten, die zu sammeln einen ganz eigenen Reiz hat.
Von diesem Markenheftchenbogen gab es 55.000 Stück, aus dem theoretisch (x 40) 2,2 Mio. Stück MH hätten gefertigt werden können.
Das alles ergibt nun äußerst überschaubare Zusammendruckmöglichkeiten: einmal den direkten Kehrdruck (10+10) und einmal den Kehrdruck mit Zwischensteg (10+Z+10).
In der Qualität, zumal als MH-Blatt, gar nicht so leicht zu finden!
(HblattZd)
Für die Herstellung der 510.000 MH wurden 12.750 MHB (40 MH-Blätter je Bogen) verbraucht, was eine Restmenge von 42.250 MHB ergibt.
Nicht portgerecht, aber ein traumhaftes Beispiel für eine gestempelte HAN-Einheit.
(HAN)
Aus 42.250 MHB konnte man theoretisch 84.500 ZD mit HAN heraustrennen, die es in zwei Varianten (515 099 und 515 285) und jeweils mit den Formnummer 1 und 2 gibt. Also könnte es von jeder dieser HAN 21.125 Stück geben - postfrisch, gestempelt und auf Brief.
Den schieren Kehrdruck 10+10 könnte es demnach jedoch 840.500 mal geben, was ihn zur Massenware verkommen läßt.
Der ZD mit Zwischensteg ist 420.250 mal möglich, also ebenfalls Massenware.
Nicht so mit Bogenrand. Bedingt durch unterschiedlich lange Strichelleisten sind die beiden möglichen unterscheidbar, so daß es je Bogen zwei unterschiedliche, also "nur" jeweils 42.250 Stück gibt. Ich wiederhole mich - postfrisch, gestempelt und auf Brief.
Vor allem prüfbar und in Berlin abgestempelt, vielleicht sogar zentrisch und, ganz wichtig, zeitgerecht, vielleicht sogar auf Brief, beflügeln diese Zahlen doch wieder die Phantasie.
Sammelempfehlung
In den postfrischen Varianten sind, neben dem Füllmaterial, also dem was einen Satz komplett macht, lediglich die Randzudrucke interessant. Bei Mi.Nr. 242 bis 244 sind dies die Druckerzeichen, bei den Werten Mi.Nr. 245 bis 249 die Formnummern.
Den Satz mit nach Möglichkeit zentrischen Vollstempeln kleiner Berliner Postämter komplett zu bekommen ist schon sehr schwer, Bogenmarken oder die Randzudrucke so gestempelt zu finden abenteuerlich - aber wärmstens zu empfehlen.
Und, logisch, gute und sehr gut frankierte Briefe sind wieder mal das höchste der Gefühle.