Berlin-Briefmarken
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Frage:
06.04.2017
Servus, es sind tolle Hinweise, die Sie da geben (Berlin PA 12 – das wusste ich nicht). Allerdings glaube ich, dass Sie zu sehr das Materielle in den Vordergrund stellen – ich weiss, dass die meisten Sammler Spekulanten waren oder heute noch sind. Dennoch meine ich, dass viele Marken Kunstwerke sind.

Allerdings habe ich auch einen Grundsatz: Marken wurden und werden millionenfach gedruckt. Erst auf einem Brief – mit einem lesbaren Stempel versehen – werden sie zum Unikat.

Ich habe mir auf Delcampe Berliner Marken in ** angesehen, da kann man ab ein paar Cent zuschlagen. Das würde auch das Taschengeld der Jugend nicht strapazieren. Dennoch ist sie schwer zu bewegen, sich mit Marken zu beschäftigen. Vielleicht liegt es an den Vereinen, wo man mitunter hören kann „ich scheiss auf die Jugend“ [in dem Sinne, dass man den Jugendlichen hic & nunc nichts andrehen kann und weil sie bei der Mithilfe bei Ausstellungen nicht eigenständig mobil sind – zumindest bei uns auf dem Land], vielleicht auch daran, dass sich die Erwachsenen nicht mit der Jugend beschäftigen können oder wollen. Die meisten 60plus-Philatelisten sind Computermuffel – da beginnt schon die Crux mit der Verständigung.

Ich selbst habe mit 5 oder 6 Jahren gemeinsam mit meiner Mutter stundenweise Briefmarken abgelöst. Mit 20 war diese Hausse vorbei, und jetzt mit 64 gestalte ich seit drei Jahren Themen mit Hilfe der Philatelie, die mich interessieren [hin und wieder greife ich sogar auf eine Marke aus meiner Jugend zurück]. Darstellen kann man alles, die geistigen Bocksprünge, die ein Betrachter machen muss, kommen nicht immer gut an (auch bei den Philatelisten). Aber es gibt halt auch schlechte Autofahrer J

Wenn Sie die Zeit finden, auf meine Seiten zu blicken, würde mich ein Kommentar freuen…

Mit freundlichen Gruessen

Clemens

http://wirbellose.at/naturphilatelie
Antwort:
Ihr Auftritt gefällt mir, optisch, wie auch inhaltsmäßig. Der Gedanke an "geistige Bocksprünge" aber auch - die gestalterische und inhaltliche Freiheit bleibt darüber hinaus i.ü. unbenommen.

Bei vielen Spezialisierungen, die wohl überwiegend aus langjähriger Beschäftigung mit einer Sache oder Verquickung mehrerer Gebiete entstehen, wird wohl insbesondere persönlicher "Spaß" befriedigt. Legitim, wohl aber eher nur einem kleinen Kreis Wissender erschlossen.

Meine Ausrichtung auf die Philatelie generell scheint irgendwie nicht einfach vermittelbar. Spekulanten versuchen doch, aus kleinem Geld großes zu machen.Billig einkaufen und mit möglichst großem Gewinn wieder veräußern. Millionen Sammler rennen mit dieser Erwartung hinter den betrügerisch manipulierten Katalogbewertungen her. Rattenfänger? Nachdem dieser Traum gegen die Wand gefahren ist, liefern die sogar noch die Ausrede, das "Gesicht nicht zu verlieren": Wir haben doch nur aus Spaß an der Freude gesammelt!

Und was ist daran "materiell", wenn jemand nur allerbeste Qualitäten sammelt, mit guten Preisen honoriert und, logisch, erwartet, diese auch bei einem Verkauf wieder zu ezielen?


Mit dem Argument "kleine Kunstwerke", die sie zweifelsfrei oft sind, wird man die Jugend nicht hinter dem Ofen hervorlocken. Auch nicht mit billigen Angeboten. Und schon garnicht mit antiquiertem Vereinsleben oder irgendwelchen Themen in Ausstellungsrahmen, die man auch bei bestem Willen nicht so würdigen kann, wie sie es verdient hätten.

Nein, die Philatelie braucht wieder einen gesunden Kern, eine positive Öffentlichkeit. Sie muß Neugierde wecken, muß Visionen erkennen lassen. Vor allem darf sie nicht das Gefühl aufkommen lassen, betrogen zu werden.

Die "Alten", ich gehöre auch dazu, sind die, die die ganzen Manipulationen der Briefmarkenlobby ausbaden müssen. Schränke, oft ganze "Arbeitszimmer" voller wertlosem unveräußerbarem Schrott, der, nicht ganz erst gemeint, mit einem letzten gehässigen Grinsen, der Gattin, die schon immer gegen dieses teure Hobby war, als "Bestrafung" hinterlassen wird.

Aber, geich wie, der Umgang mit Briefmarken ist ein wunderbarer Zeitvertreib: in jungen Jahren, zwischen dem alltäglichen Streß und im Alter!

Grüße aus Freiburg

Günther Köpfer